diff --git a/seminararbeit.tex b/seminararbeit.tex index dd1ab97..239fd04 100644 --- a/seminararbeit.tex +++ b/seminararbeit.tex @@ -170,8 +170,8 @@ als Sohn des preußischen Offiziers, Juristen und Diplomaten Heinrich Ernst Gör und dessen zweiter Ehefrau Fanny Göring, geborene Franziska Tiefenbrunn, in eine preußische Beamtenfamilie geboren.\cite[Vgl.][21f.]{burkehb} Er war das jüngste von fünf Geschwistern, -darunter seine älteste Schwester Olga\cite[Vgl.][53]{burkehb} und der 2 Jahre ältere Hermann, der spätere Reichsmarschall.\cite[Vgl.][5]{wylliewr} -Eine wichtige Rolle in seiner Kindheit spielte der Pate aller Kinder, der Doktor Hermann von Epenstein, +darunter seine ältere Schwester Olga\cite[Vgl.][53]{burkehb} und der 1893 geborene Hermann, der spätere Reichsmarschall.\cite[Vgl.][5]{wylliewr} +Eine wichtige Rolle in seiner Kindheit spielte der Taufpate aller Kinder, der Doktor Hermann von Epenstein, auf dessen Burgen Mauterndorf und Veldenstein die Familie häufig Zeit verbrachte. Umstrittenen Gerüchten zufolge soll er der Vater Alberts sein, da Alberts Aussehen seinem ähnelt und er Albert zunächst mehr Zuneigung als Hermann zeigt, @@ -196,7 +196,7 @@ gewann er schließlich dennoch dessen Akzeptanz.\cite[Vgl.][13]{wylliewr} Ein weiterer nennenswerter Unterschied ist der Umgang beider mit der jüdischen Abstammung von Epensteins, der allerdings zum Katholizismus konvertiert war.\cite[Vgl.][9]{wylliewr} Hermann sah ihn nicht als Juden, was in einem Ereignis besonders gut zu sehen ist: -Als er in der Schule über seinen Helden schreiben soll, entscheidet er sich für von Epenstein. +Als er in der Schule über seinen Helden schreiben soll, entschied er sich für von Epenstein. Daraufhin wurde er vom Direktor und seinen Mitschülern antisemitisch schikaniert, was er nicht verstehen konnte, da von Epenstein für ihn nur Katholik war. Trotz dieses dramatischen Erlebnisses hinterließ es keinen bleibenden Eindruck bei Hermann, @@ -227,13 +227,13 @@ verpflichtete er sein Schicksal Hitler und trat der NSDAP bei.\cite[Vgl.][37]{wy Da die NSDAP noch sehr jung war, wurde Hermann Führer der SA,\cite[Vgl.][39]{wylliewr} mit der er kurz darauf am gescheiterten Hitlerputsch beteiligt war.\cite[Vgl.][41]{wylliewr} Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933 wurde Hermann Göring zuerst Reichskommissar für Luftfahrt \cite[Vgl.][60]{wylliewr} -und später Reichsmarschall und der Nachfolger Hitlers.\cite[Vgl.][175]{burkehb} +und später Reichsmarschall und der designierte Nachfolger Hitlers.\cite[Vgl.][175]{burkehb} Damit gehörte er zu den ranghöchsten Nationalsozialisten und hatte dadurch eine sehr hohe Stellung im Staat und der Partei. Albert Göring hingegen war der NSDAP gegenüber durchwegs negativ eingestellt, und das schon vor der Zeit des Hitlerputsches im November 1923.\cite[Vgl.][58]{burkehb} -Deswegen emigrierte er als direkte Konsequenz der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland 1933 nach Österreich +Deswegen emigrierte er als direkte Konsequenz der Machtübernahme durch die NSDAP in Deutschland 1933 nach Österreich und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an, um dort zunächst ein Leben ohne Einfluss der NSDAP führen zu können. Daran sieht man deutlich, @@ -253,10 +253,10 @@ Diese war zu befürchten, da Tobis-Sascha die größte Filmproduktionsgesellscha und von deutscher Seite ein starkes Interesse daran bestand, auch von dieser Stellung zu profitieren, sowohl monetär als auch zu Propagandazwecken. Der Abwendungsversuch war allerdings schlussendlich nicht erfolgreich, -da durch ein Importverbot und das Einfrieren der Konten durch Joseph Goebbels Tobis-Sascha so angeschlagen war, +da durch ein Importverbot und das Einfrieren der Konten durch den Propagandaminister Joseph Goebbels Tobis-Sascha so angeschlagen war, dass das Unternehmen 1937 für einen symbolischen Betrag an die deutsche Creditanstalt verkauft werden musste.\cite[Vgl.][68f.]{burkehb} -Albert Göring war auch bei anderen Parteigrößen als seinem Bruder bekannt, +Albert Göring war auch anderen Parteigrößen als seinem Bruder bekannt, jedoch nicht positiv, wie im Fall von Heinrich Himmler. Diesem waren seine subversiven Aktionen durchaus bekannt, weswegen er aktiv versuchte, Albert Göring außer Gefecht zu setzen. @@ -332,13 +332,15 @@ da große Teile des Systems kritisiert werden und dies vergleichsweise öffentli Durch die Ablehnung verschiedenster Regelungen und Institutionen lässt sich Alberts Unterstützung der Schauspielerin Henny Porten als eine Handlung des Protestes sehen. Diese bekam aufgrund ihres jüdischen Ehemannes keine Rollen mehr zugeteilt, was sie finanziell belastete. -Albert Göring war bei der Unterstützung aktiv beteiligt, +Albert Göring war bei der Unterstützung beteiligt, da er sich bei seinem Arbeitgeber Tobis-Sascha dafür einsetzte, dass sie bei diesem unter Vertrag gestellt wird. Nun ist dazu noch wichtig zu wissen, dass Albert Göring in diesem Fall nicht von sich aus handelte, sondern auf die Bitte seines Bruders, der wiederum von seiner Frau Emmy darum gebeten wurde.\cite[Vgl.][100]{wylliewr} Daher ist in dieser Angelegenheit das konkrete Risiko, das Albert Göring einging, anders als in den meisten Fällen, vergleichsweise gering. +Trotz der Initiative durch Hermann lässt sich hier von Protest sprechen, +da dessen Ansichten nicht repräsentativ für das System sind, gegen das Albert sich wehrt. Auch mit seiner Anstellung bei Tobis-Sascha verbunden war die Unterstützung bei Oskar Pilzers Flucht. Dieser war aufgrund seines jüdischen Glaubens und der fehlenden Bereitschaft, @@ -416,9 +418,9 @@ Da er von seinem Bruder durch die wachsende Überlegenheit Himmlers keine Unters war es ihm nicht mehr möglich weiter Widerstand zu leisten.\cite[Vgl.][9]{naraverhör} Damit war seinen Widersachern trotz der missglückten Verhaftungen ihr Hauptanliegen doch geglückt. -Schließlich stellt sich noch die Frage, ob Albert auch Widerstand geleistet hätte, -wenn man annimmt, -dass Hermann ihm nicht zur Seite gestanden, ihn unterstützt und gewähren lassen hätte. +Im Anbetracht dessen, stellt sich die Frage, ob Albert unter der Annahme, +dass Hermann ihm nicht zur Seite gestanden, ihn unterstützt und gewähren lassen hätte, +überhaupt Widerstand geleistet hätte. Es wäre vorstellbar, dass dies hätte eintreten können, wenn Albert ihn nicht für seine Unterstützung mit Kunst belohnt hätte, wie in \ref{stellung-ns} beschrieben, und dieser deswegen für sich keinen Mehrwert mehr darin sähe. @@ -426,7 +428,7 @@ Ob die Verweigerung der Unterstützung tatsächlich die Folge dessen gewesen wä ist allerdings nicht bekannt, da die Gesten der Dankbarkeit in der Realität nicht geendet haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte Albert Göring dann – wenn überhaupt – nur wenige Aktionen durchführen können, da mindestens drei seiner Haftbefehle durch Hermann Göring aufgehoben wurden.\cite[Vgl.][154, 171]{burkehb} -Ohne diese Eingriffe seines Bruders wäre er vermutlich inhaftiert worden oder zumindest derartig eingeschüchtert, +Ohne diese Eingriffe seines Bruders wäre er vermutlich für längere Zeit inhaftiert oder zumindest derartig eingeschüchtert worden, dass er nicht mehr in der Lage gewesen wäre, weiter Widerstand zu leisten. Weiterhin wären auch Rettungen nicht möglich gewesen, bei denen sich Albert an Hermann wandte und dieser für ihn die entscheidende Aktion in Gang setzte. @@ -452,7 +454,7 @@ Im Verhältnis zu seinem Bruder war Albert Göring definitiv der Bessere, da er weder direkt noch indirekt an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt war, diese konsequent ablehnte und als Reaktion teilweise Widerstand zeigte. Das Verhältnis der beiden Brüder beschränkte sich auf ein familiäres, -durch welches der Nationalsozialismus unterstützt wurde. +durch welches der Nationalsozialismus nicht unterstützt wurde. Im Gegensatz zu Hermann setzte sich Albert Göring nicht nur für Personen ein, denen er oder Familienmitglieder besonders nahe standen, wie im Fall von Henny Porten, @@ -472,17 +474,18 @@ Auch das Festhalten an seinem Nachnamen spricht für diesen Idealismus. Dies widerspricht der Möglichkeit, Albert Göring hätte die Rettungen nur durchgeführt, um diese Taten nach dem Krieg in einem Prozess als strafmildernd anführen zu können, um ein milderes Urteil zu erhalten. Wenn man dies nämlich annimmt, dann hätte Albert Göring viele Risiken gar nicht eingehen müssen, -da diese nicht notwendig gewesen wären, um diesen Eindruck zu erwecken. -Daher erscheint es auch glaubwürdig, dass er Verfolgten tatsächlich aus einer +da diese nicht notwendig gewesen wären, um einen solchen Eindruck zu erwecken. +Daher erscheint seine eigene Aussage auch glaubwürdig, dass er Verfolgten tatsächlich aus einer „humane and religious duty“ \cite[10]{naraverhör} und nicht nur aus Opportunismus half. -Ist allerdings die vollständige historische Korrektheit von außerordentlicher Relevanz, +Ist allerdings die vollständige historische Genauigkeit von außerordentlicher Relevanz, wie beispielsweise bei der Verleihung des Titels „Gerechter unter den Völkern“ durch die Gedenkstätte Yad Vashem, kann man nicht die Korrektheit aller vorliegenden Informationen annehmen, sondern muss die schlechte Lage dieser berücksichtigen. Der Gedenkstätte liegen keine Primärquellen vor, die für außergewöhnliche Risiken sprechen, denen Albert Göring ausgesetzt gewesen sein sollte, -wodurch sich dessen „Gutheit“ nicht zweifelsfrei belegen lässt.\cite[Vgl.][]{wineryadvashem} +wodurch sich dessen „Gutheit“ nicht zweifelsfrei belegen lässt. +Daher verlieh sie Albert Göring nicht den Titel.\cite[Vgl.][]{wineryadvashem} Sollten keine weiteren Primärquellen über Albert Görings Taten gefunden werden, was im Anbetracht der langen Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu vermuten ist, ist diese Schlussfolgerung die einzig mögliche,